Berichte von 09/2019

Sonntag, 29.09.2019 - Die Katastrophe kann kommen!

Sonntag, 29.09.2019

Und schon wieder eine Woche rum.
Die Zeit vergeht immer schneller hier in Lissabon. Naja, immerhin bin ich ja ständig gut beschäftigt.

Diese Woche gibt’s von Seiten der Schule nicht außerordentlich viel zu berichten. Die Arbeit geht mir mittlerweile immer reibungsloser von der Hand. Ein Tag hat in dieser Arbeitswoche aber herausgestochen: der Donnerstag. Da gab es einen Erdbeben-Probealarm. Es war sehr interessant zu beobachten, wie die Kindergärtnerinnen die Übung mit den Kindern durchgeführt haben. Immerhin ist wirklich viel Kreativität gefragt, um zwanzig Kinder zum ordentlichen Mitmachen zu bewegen, die entweder nicht einmal wissen, was ein Erdebeben ist, vor Angst in Schockstarre geraten oder einfach nur spielen wollen. Es hat aber alles gut funktioniert, obwohl wir Großen uns teils schwergetan haben, uns zu den Kindern unter die kleinen Tische zu zwängen.
Außerdem fand am Donnerstag die monatliche Konferenz des gesamten Schulkollegiums statt, bei der ich Zeuge effektiven Teamworks sein durfte. Diese Schule ist wirklich großartig!

Meine Freizeit habe ich unter der Woche und auch am Samstagmorgen wieder zum Trainieren verwendet. Aus Capoeirista-Perspektive ist Lissabon wirklich grandios!

Samstagabend habe ich dann noch ein bisschen Lissabonner Kultur erlebt. Dieses Wochenende fand hier nämlich das „Santa Casa Alfama Festival” statt. Das ist ein Festival, bei dem abends die gesamte Altstadt von Fado erfüllt ist. Ich habe mich mit neu gefundenen Freunden getroffen und wir sind durch das nächtliche Alfama gezogen, wo wir an jeder Ecke auf Fado-Konzerte getroffen sind. Es war wirklich schön!

Danach sind wir noch in eine Bar gegangen, in der wir mit einem Glas Caipirinha in der Hand den Abend zu den Mixes eines DJs haben ausklingen lassen.

Heute, am Sonntag, habe ich zum ersten Mal richtig ausgeschlafen. Jetzt sitze ich gerade in der Wäscherei gegenüber und warte, dass meine Klamotten sauber werden. Am Nachmittag besuche ich dann noch eine Demonstration gegen die hohen Mieten, die Wohnungsnot und die Verdrängung der ursprünglich ansässigen Einwohner aus der Lissabonner Altstadt aufgrund des erstarkenden Tourismus. Ein sehr ernstes Anliegen, denke ich.

Ich berichte dann nächsts Woche mal, wie‘s war.

Also bis dann!

Liebe Grüße aus dem nach einem kurzen Kälteeinbruch wieder sommerlichen Lissabon!

Euer Per

Santa Casa Alfama 2019 - Eingang zur HauptbühneAuftritt von Vitor Miranda bei "Santa Casa Alfama 2019"

Sonntag, 22.09.2019 - Das Abeteuer geht weiter!

Sonntag, 22.09.2019

Hi, da bin ich wieder!

Ich schließe am besten gleich an, wo ich aufgehört habe. Am Montag musste ich früher raus, da ich noch vor der Arbeit die Bestellung von meiner Lisboa viva Karte aufgeben musste. Das ist eine Art Ausweis für den ÖPNV auf den ich meinen Monatstarif laden kann.
Am Tag darauf konnte ich die Karte dann auch schon abholen. Somit war diese Aufgabe endlich erledigt.  

Und auch sonst war meine Woche ziemlich erfolgreich:

Seit Dienstag sind endlich die größten Hürden in meiner historischen Wohnung überwunden.
Am Mittwoch hatte ich mein lang ersehntes erstes Capoeiratraining in Lissabon.
Ich habe meinen ersten Lebensmittel-„Großeinkauf” erledigt.
Und war am Freitag mit einem Freund im Kino, wo wir „Es 2” gesehen haben.


In meiner Einsatzstelle habe ich diese Woche schließlich meine festen täglichen Aufgaben in Angriff genommen. Was mir am Montag teilweise noch etwas holprig von der Hand ging, klappte bis Freitag schließlich immer flüssiger.
Auf der Arbeit kommt langsam die Routine rein. Am schwersten fällt es mir bis jetzt noch am Esstisch die personalisierten Tassen, Servietten und zum Mittagsschlaf alle Bettchen allen 40 Kindern richtig zuzuordnen. Aber das kommt mit der Zeit. Da mache ich mir nicht so viel Sorgen.

In meiner Freizeit gehe ich nun meiner größten Leidenschaft nach. Dieses Wochenende war ich auf zwei Capoeiraveranstaltungen, wo ich mich mit allen Trainern hier in der Umgebung kurzgeschlossen habe. Meine Capoeiraschule „ABADÁ” hat hier in Lissabon und Umgebung zwei Gruppen.
So kann ich Stück für Stück meine Nachmittage durch Trainings füllen.

Eine der beiden Gruppen hat außerdem ein soziales Programm in Odivelas, einer der Gemeinden um Lissabon, in dem Kinder aus ärmlichen Verhältnissen betreut und gefördert werden.
Bei den Gesprächen an diesem Wochenende kam der Gedanke auf, dass ich vielleicht auch hier in meiner Freizeit etwas zu beitragen könnte. Ich denke, das würde mir Spaß machen.
Aber das ist alles noch nicht in trockenen Tüchern und ich bin sehr gespannt, was sich da über die kommenden Wochen und Monate hinweg entwickeln wird.

Also, „stay tuned”!

Viele Grüße
Per

Blick auf den Tejo aus meinem Küchenfenster

Sonntag, 15.09.2019 - Da bin ich endlich!

Mittwoch, 18.09.2019

Liebe Familie,
liebe Freunde,

viele von euch haben bestimmt schon gespannt auf mein erstes Update gewartet. Jetzt, da ich endlich WLAN habe, kann ich endlich was posten.

Zuerst einmal, um Fragen aus dem Weg zu räumen: Mir geht es gut!
Ich bin am vergangen Donnerstag um 4 Uhr morgens von zu Hause losgefahren, um 7 Uhr abgeflogen und nach drei Stunden Flug um 9 Uhr (portugiesischer Zeit) in Lissabon gelandet.
Nach einigen Fehlversuchen ist es mir dann auch gelungen mir ein Uber vom Flughafen zur Einsatzstelle zu bestellen.

Kaum in meiner Einsatzstelle angekommen, ging es auch schon los. Schnell die Koffer ins Büro und ab an die Arbeit. Meine Einsatzstelle ist eine Waldorfschule. Ich bin hier dem Kindergarten zugeteilt. Er besteht aus zwei Gruppen á 15 bis 20 Kinder.
Meine ersten zwei Arbeitstage dienten nur der Eingewöhnung, weshalb sie sehr entspannt waren. Meinen festen Arbeitsplan mit den täglichen Aufgaben bekommen ich morgen.
Bis jetzt kann ich zur Arbeit sagen, dass meine Kollegen*innen und Vorgesetzten alle sehr nett sind und das Arbeitsklima sehr angenehm. Ich fühle mich wohl.

Am Ende meines ersten Arbeitstages brachte mich eine der Lehrerinnen in meine Unterkunft im Haus ihrer Oma. Hier habe ich meine eigene Drei-Zimmer-Wohnung mitten in der Altstadt von Lissabon, was mich sehr glücklich macht und auch hilft, über kleinere und größere Startschwierigkeiten in der etwas historischen Wohnung hinwegzublicken. Und es wird bereits besser! Meine 92jährige Vermieterin (die Oma) ist übrigens sehr nett und ich plaudere Abends immer sehr gerne mit ihr.

Mein erstes Wochenende verlief sehr entspannt. Gestern habe ich meinen Vorgänger aus der Einsatzstelle getroffen, der sich entschlossen hat, nun dauerhaft in Lissabon zu bleiben. Er hat mich ein bisschen durch die Stadt geführt und wir haben uns viel und gut unterhalten. Auf unserem Trip habe ich auch endlich meine ersten Pastéis de Nata (eine portugiesische Spezialität) gegessen, seit ich in Lissabon angekommen bin. Hmmm!
Am Abend habe ich mich entschlossen, noch ein wenig alleine durch die Stadt zu streunern und bin auf dem Rückweg zufällig auf eine Bühne gestoßen, die auf dem Platz vor dem Fado Museum aufgebaut wurde. Schließlich konnte ich in Erfahrung bringen, dass dort die "Fado League" stattfinden würde. Hierbei handelt es sich um einen Boxwettkampf, bei dem zwischen den Kämpfen Fado-Sänger auftreten. Weil ich Fado sehr gerne höre (Fado ist eine für Lissabon sehr typische traditionelle Musikrichtung) und noch nie eine Boxkampf live miterlebt hatte, bin ich geblieben. Und das warten hat sich gelohnt!

Heute, Sonntag, habe ich noch nicht so viel gemacht. Den Vormittag habe ich in der Wohnung verbracht... naja.... den Nachmittag auch. Ich musste nämlich, auf ein paar Leute warten, die noch Einrichtungsgegenstände für die Wohnung gebracht haben. Aber das ist jetzt auch erstmal erledigt. Zum Glück.
Denn ich bin heute Abend noch mit den örtlichen Capoeiratrainern zum Abendessen verabredet. Der Sport, darf ja auch nicht zu kurz kommen!

Heute geht’s für mich aber wahrscheinlich nicht mehr soo lange. Morgen muss ich nämlich etwas früher raus als sonst.

Warum erfahrt ihr zum nächsten Sonntagsupdate.

Ich hoffe es geht euch allen soweit auch gut!

Sonnige Grüße aus Lissabon 
sendet euch
Per


Fado League Plakat