Sonntag, 16. Februar 2020 – Feierlicher Jahresbeginn

Sonntag, 16.02.2020

Einen schönen Sonntagabend Euch allen!

Nun… was soll ich sagen. Ich komme immer noch nicht damit klar, wie schnell die Zeit vergeht. Seit meinem letzten Update ist ja schon wieder über ein Monat vergangen. In dieser Zeit ist natürlich wieder einiges zusammengekommen, was ich gerne mit euch teilen möchte. Und nicht gerade wenig. Wenn man bedenkt, dass ich erst heute wieder zum Bloggen komme, könnt Ihr euch ja vorstellen, wie es in der letzten Zeit um meine Wochenenden stand.

Relativ bald nach meinem letzten Update, wenn ich mich nicht irre sogar direkt am darauffolgenden (Sams-)Tag, war ich gleich zur ersten Feierlichkeit des neuen Jahres eingeladen, wobei es mich gleich mal wieder an die Atlantikküste verschlagen hat. Eines der Kindergartenkinder hatte Geburtstag, genauer gesagt der Sohn einer der Erzieherinnen. Über seine Einladung habe ich mich natürlich sehr gefreut, da ich den Jungen mittlerweile wirklich sehr ins Herz geschlossen habe und er mich offenbar auch. Außerdem sind Besuche bei meiner Kollegin immer mit leckerem Essen und einem Strandbesuch verbunden, was diese für mich immer zu einem Highlight macht. Die Feier war sehr schön. Da ich als einer der ersten Gäste ankam wurde ich auch gleich Eingebunden und durfte mich einen Großteil des Nachmittags / Abends in der Kunst des Kindergesichterbemalens versuchen, was überraschender weise gar nicht so schlecht lief. Kinder wie Eltern hatten dabei auf jeden Fall Spaß. Und ich bin mit den anderen Gästen gut ins Gespräch gekommen. Dabei habe ich eine mir noch unbekannte lissabonner Sehenswürdigkeit empfohlen bekommen. Nämlich die „LX-Factory“. Das ist ein ehemaliger Fabrikkomplex im Stadtteil Alcântara, in dem ursprünglich neuer Wohnraum geschaffen werden sollte. Das Bauprojekt kam allerdings zum Stillstand. Aus heutiger Sicht zum Glück. Denn dadurch wurde die Fabrik von der Künstlerszene übernommen und bietet heute für Besucher aus künstlerisch-handwerklicher Sicht so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann: Street Art, haufenweise Kunstgalerien, jede Menge Souvenirshops, einen Escape Room, Essen bis zum Umfallen und sogar eine Roof-top-Bar! Natürlich durfte ich mir das nicht entgehen lassen. Zwei Wochen später bot sich dann auch die Möglichkeit dort hin zu gehen. Ich bekam nämlich überraschend Wochenendbesuch meiner Mitfreiwilligen aus Óbidos. Und wir sind uns einig, dass sich unser Besuch in der LX-Factory mehr als gelohnt hat. Ganz besonders der Hotdog-Laden „Dogs“, in dem wir zu Abend gegessen haben.

Wieder zwei Wochen später stand die nächste größere Wochenendveranstaltung an. Genauer gesagt handelte es sich um zwei Schulveranstaltungen an einem Samstag von 15 bis 22 Uhr. Der Nachmittagsteil (15 bis 17:30 Uhr) nannte sich „Encontro das Candeias“. Hierbei haben das Kollegium und Eltern der Schule sich zu Instandhaltungsarbeiten auf dem Schulgelände getroffen. Nach der harten Arbeit gab es dann im Abendteil eine Belohnung – zumindest für die Eltern. Für uns (das Kollegium) eher noch mehr Arbeit. Die fünfte und sechste Klasse organisierten nämlich ein Abendessen und eine Theatervorführung „Jantar com Jogos Gregos“, wobei sie Geld für einen internationalen Waldorfkongress gesammelt haben, den sie gerne besuchen wollen. Für einen möglichst reibungslosen Ablauf gingen wir den Schülern als Köche und Tellerwäscher zur Hand, was aufgrund der lockeren Stimmung überraschend viel Spaß gemacht hat. Dennoch war ich sehr glücklich, dass ich den Sonntag ganz für mich entspannen konnte.

Am Montag stellte sich nämlich raus, dass ich gut daran getan hatte, mir diesen Ruhesonntag zu gönnen, denn es waren gleich drei Kolleginnen krankgeschrieben, was uns Anwesenden ordentlich was abverlangt hat. Glücklicherweise nur ein extremer Ausnahmefall.

An dieser Stelle will ich gerne mit Bezug auf den letzten Blogeintrag kurz einschieben, wie sich die Arbeit für mich verändert hat, seit es eine Vertretung für meine kranke Kollegin gibt. Meine neue Kollegin ist eigentlich eine ehemalige Erzieherin, die Mittlerweile pensioniert ist, sich aber bereiterklärt hat, einzuspringen, bis meine „Originalkollegin“ wieder gesund ist. Aufgrund ihrer Arbeitserfahrung fiel es ihr sehr leicht, einzuspringen und uns zu entlasten. Aus physischer Sicht ist mein Arbeitspensum zwar kaum weniger geworden, aber – was viel wichtiger ist – sie entlastet mich besonders bezüglich der Abverlangten mentalen Anwesenheit und Aufmerksamkeit gegenüber den Kindern. Dadurch habe ich insgesamt mehr Möglichkeiten, mich etwas rauszuziehen und mir mal eine Pause zu gönnen. Eine weitere erfreuliche Folge ist, dass ich jetzt wieder wöchentlich die Kindergartengruppe wechsle, wodurch ich auch wieder mehr mit den anderen Erzieherinnen in Kontakt bin. Das hat die Arbeit im vergangenen Monat nicht nur für mich im Großen und Ganzen entspannter gemacht, bis auf natürlich ein paar Ausnahmetage, wo mal eine Kollegin gefehlt hat, die ich aber hinsichtlich dessen, dass das im alten Jahr für mich Normalität war, ohne größere Schwierigkeiten überbrücken kann.

Und wieder zurück zu verplanten Wochenenden. Direkt eine Woche nach dem großen Schulfest stand für mich wieder eine Flugreise zu einem Capoeiraevent an. Dieses Mal hat es mich ins südspanische Valencia verschlagen. Hier fand vom 7. bis 9. Februar die Iberische Meisterschaft statt. Antreten durfte ich als deutscher zwar nicht, dafür habe ich aber die vielen Workshops und Trainings genutzt, um von wichtigen Persönlichkeiten der Capoeirawelt zu lernen und schon mal einen Teil meiner Konkurrenz für die Europameisterschaft im April auszuspähen. Ich hatte sogar noch Zeit für ein bisschen Sightseeing in der wunderschönen Altstadt und natürlich die deliziöse Paella Valenciana!

Auch an diesem Wochenende war ich schließlich nicht ganz tatenlos. Und zwar gab es auch zum Abschluss dieses Zeitabschnittes einen Geburtstag; nämlich den einer meiner Kolleginnen. Am Freitagabend gab es zu diesem Anlass eine Dinnerparty in der „Pizzeria Romana BIO“ in Alfama (der Altstadt Lissabons, wo ich wohne). Ein kleines gemütliches Lokal mit hochqualitativer Pizza, das ich guten Gewissens weiterempfehlen kann.

Das wars dann erstmal wieder von mir. War ja immerhin nicht gerade wenig. Gut, dass ich das jetzt noch vor den Faschingsferien schreibe, sonst wäre das Update noch um einiges länger. Nächste Woche geht es für mich nämlich für fünf Tage nach Porto. Dazu aber mehr im nächsten Eintrag.

Bis dahin eine gute Zeit!!!

Euer Per

 

PS.
Nochmal ganz zurück an den Anfang: Wie war eigentlich euer Dreikönigsfest? Sind die Sternensänger vorbeigekommen. Hier in Portugal gibt es die Janeiras, Lieder, die traditionell zum Ende der Weihnachtszeit gesungen werden. So haben sich in der ersten vollen Schulwoche die älteren Schüler zusammengetan und sind ähnlich unseren Sternensängern mit diesen Liedern von Klasse zu Klasse gezogen, wobei sie an jeder Station eine kleine Gabe bekommen haben.
Zum Dreikönigsfest gibt es hier auch ein traditionelles Gebäck, den „Bolo Rei“ (auf Deutsch „Königskuchen“) Ein Hefekuchen mit Nüssen, getrockneten und kandierten Früchten. Vergleichbar mit unserem Christstollen, allerdings weniger brot- und mehr kuchenartiger und fruchtiger und sehr lecker.

 

Bilder:

Jogos GregosValencia StierkampfarenaValencia Sightseeing

Freitag, 03.01.2020 - Alles auf Neustart

Freitag, 03.01.2020

Hallo alle zusammen!

Ich wünsche euch allen ein wundervolles neues Jahr 2020! Ich hoffe, ihr seid alle gut reingerutscht.

Zunächst muss ich mich entschuldigen, dass ihr so lange nichts von mir zu hören bekommen habt. Eigentlich wollte ich mich ja im alten Jahr noch melden, aber auf den letzten Metern von 2019 war einfach zu viel los. Jetzt habe ich endlich wieder etwas Zeit und ich kann schlecht guten Gewissens richtig ins neue Jahr starten, ohne euch vorher noch zu berichten, wie das alte für mich zu Ende ging.

Kurz vor meinem letzten Update kam es zu einer grundlegenden Veränderung in meinem Arbeitsrhythmus, über die ich zu jenem Zeitpunkt nicht berichtet habe, weil ich nicht davon ausging, dass sie von Dauer sein würde. Nun hält sie jedoch schon seit anderthalb Monaten an. Und zwar ist eine der Erzieherinnen krankheitsbedingt länger abwesend als erwartet.
Infolgedessen habe ich neben meinen Freiwilligenaufgaben in der betroffenen Kindergartengruppe Ihre Aufgaben übernommen. Die Arbeit wurde dadurch deutlich anstrengender. Während der Arbeitszeit habe ich meine Erschöpfung kaum gespürt. Dafür umso mehr in den Ferien, in die ich erstmal mit einem mehrtägigen Durchhänger startete – sowohl körperlich als auch mental. Im Nachhinein hatte ich die Ferien wirklich nötig.
Das bedeutet allerdings nicht dass mir die Arbeit dadurch weniger Spaß macht. Ganz im Gegenteil!
Diese Umstellung hat mir viel Neues und Schönes eröffnet. Durch den intensiveren Kontakt mit den Kindern haben besonders die Kinder eine stärkere Bindung zu mir aufgebaut und erkennen mich mittlerweile als Bezugs- und Vertrauensperson an, eben als einen Erzieher. Beispielsweise tragen die Kinder immer häufiger Probleme und Konflikte zur Lösung an mich heran, bringen mir durch mehr Nähe ihre Zuneigung zum Ausdruck oder machen mir sogar Geschenke, meistens in Form eigens geschaffener Kunstwerke.
Auch seitens meiner Kollegen habe ich Veränderungen wahrgenommen. Sie bringen mir immer mehr Vertrauen entgegen und treten öfter mal Verantwortung an mich ab. Ich kann mit den Kindern allein bleiben und darf mich sogar direkt um Kinder kümmern. Es gibt z.B. ein Mädchen mit einer Hasenscharte. Sie hat also einen Spalt im Gaumen, durch den immer wieder Essensreste in ihre Atemwege gelangen. Diese müssen daher nach den Mahlzeiten gereinigt werden. Das durfte ich mittlerweile auch schon machen.
Zudem hat mir die Umstellung auch die Möglichkeit gegeben, ein Bastelprojekt zu starten, in dem ich mit den Kindern nach und nach verschiedene Perkussionsinstrumente bastle.
Dennoch war ich ganz froh, als ich heute (an meinem Ersten Arbeitstag im neuen Jahr) erfahren habe, dass es ab Montag eine Vertretung für meine kranke Kollegin gibt. Ich bin schon gespannt, wie das wird, und werde natürlich weiterhin berichten.

Außerhalb der Arbeit hat sich natürlich auch viel getan. Eine Woche, nachdem meine Familie wieder nach Deutschland geflogen war, bekam ich erneut Besuch. Eine meiner Mitfreiwilligen aus Óbidos kam mich mit ihrer Familie einen Tag besuchen. Da ich mich mittlerweile recht gut im Zentrum von Lissabon auskenne, konnte ich mich gleich mal im Kleinen als Tour-Guide versuchen. Was auch ganz gut geklappt hat. Wir hatten einen ziemlich lustigen und schönen Tag, den wir am Abend bei leckerem Essen im TimeOut-Market haben ausklingen lassen.

Dann begann auch schon die Adventszeit. Da war wirklich jedes Wochenende komplett verplant.

Am ersten Wochenende habe ich meine Kolleginnen in Óbidos besucht, wo immer einer der berühmtesten Weihnachtsmärkte Lissabons stattfindet. Die „Vila Natal”, übersetzt „Weihnachtsdorf”. Allerdings konnte ich nicht sehr lange bleiben, denn am Sonntagnachmittag musste ich schon wieder in meiner Einsatzstelle sein, wo das gesamte Kollegium mit einer sehr schönen kleinen Zeremonie die Adventszeit eingeläutet hat. Eine ähnliche Zeremonie fand am Montag auch mit den Kindern statt.

Im Laufe der Adventszeit fanden immer wieder kleinere Festivitäten statt, wie zu Nikolaus oder am letzten Tag vor den Ferien.

Das zweite Wochenende habe ich in Braga im Norden Portugals verbracht, wo ich an den Workshops der portugiesischen Capoeira-Meisterschaft teilgenommen habe. Aufgrund der vielen Trainings habe ich eigentlich fast das ganze Wochenende in der Halle verbracht und konnte nicht wirklich was von der Stadt sehen. Ich muss auf jeden Fall nochmal zurück. Denn was ich gesehen habe, hat mir wirklich gefallen.

Am dritten Wochenende war ich dann wieder zu einem Capoeiraevent kurz zu Hause in Dossenheim. Nur, um vier Tage später wieder für die Ferien nach Hause zu kommen.

Weihnachten und Silvester habe ich dann wie jedes Jahr mit meiner Familie bei der Oma in Thüringen gefeiert. Es war sehr schön.

 

Seit gestern Nacht bin ich wieder in Lissabon, wo ich bei herbstlichen Temperaturen den deutschen Winter kein bisschen vermisse.

Damit wünsche ich euch allen noch einen schönes Dreikönigsfest und einen guten Neustart ins Alltagsgeschäft.

Herzliche Grüße
Per

Flyer der Vila Natal in Óbidos

Freitag, 15.11.2019 - Hier gibt's Gutes zu Futtern ;p

Freitag, 15.11.2019

Hallihallo! Da bin ich endlich mal wieder. Wird ja auch mal wieder Zeit. Im letzten Monat habe ich so viel gemacht und erlebt, dass ich den Blog unabsichtlich etwas hab schleifen lassen. Dabei ist so viel passiert, was ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte.

Zunächst zu den Elternabenden, die ich im letzten Blogeintrag erwähnt habe. Sie waren für mich sehr informativ. Denn neben dem Aspekt des Kennenlernens zwischen mir und den Eltern, haben sie mir auch geholfen, die Arbeit und die Abläufe im Kindergarten besser zu verstehen. Die Kindergärtnerinnen haben nämlich erklärt, welche Ideen und Ansätze hinter ihrer Arbeitsweise, dem Tages- und Jahresrhythmus stehen. Es war wie ein Blick hinter die Kulissen.

Allerdings waren es zwei andere Ereignisse, die den vergangenen Monat so berichtenswert gemacht haben:

1) Meine Familie hat die Herbstferien genutzt und mich für eine Woche hier besucht. Da ich Arbeiten musste, hatte ich zwar meistens nur die Abende mit meiner Familie, diese haben wir uns allerdings besonders schön gemacht. Meistens mit Essen... es war eine sehr kalorienreiche Zeit. Die coolste Mahlzeit hatten wir auf dem TimeOut Market, einer Art Streetfood-Markt, wo wir Oktopus-Hotdogs gegessen haben. Sehr lecker! In dieser Woche musste ich wegen Allerheiligen zum Glück am Freitag nicht arbeiten. Zu diesem Anlass haben wir einen Tagestrip nach Sintra gemacht. Einer Gemeinde im Norden der Metropolregion Lissabon, wo wir zunächst den Palácio da Pena, die ehemalige Sommerresidenz des portugiesischen Königshauses, besucht haben und anschließend etwas durch die wunderschöne Altstadt gestreunt sind, wo wir im bekanntesten Café Sintras, der Casa Piriquita, Kaffee und Kuchen genossen haben, wo das Stadtgebäck, die „Travesseiros de Sintra”, erfunden wurden.

2) Ich hatte im Rahmen der Füllung meiner Stunden an dienstbegleitenden pädagogischen Veranstaltungen die Möglichkeit am zweiten nationalen Waldorfkongress Portugals teilzunehmen. Dieser fand am vergangenen Wochenende in Sesimbra statt, einer ebenfalls sehr schönen Gemeinde am Südende der Metropolregion Lissabon, direkt an der Atlantikküste. Dort gibt es übrigens hervorragenden Fisch, mega Eiscreme und legendäre Croissants.
Der Kongress bestand grundlegend aus Vorträgen und Workshops. Es wurden acht Workshops angeboten, von denen ich einen auswählen konnte, den ich über das Wochenende in vier 90minütigen Einheiten besucht habe. Ich habe mich für einen Eurythmie-Workshop entschieden, der mir viel Spaß gemacht hat. Außerdem hat er mir ein besseres Verständnis dieser tatsächlich sehr komplexen Kunstform gegeben, die vielen skeptischen Waldorffremden nur als dieses dubiose „Namentanzen” bekannt ist.
Neben all dem war der Kongress auch eine Möglichkeit für mich, meine fünf Mitfreiwilligen in Portugal wiederzusehen. Ich habe das gesamte Wochenende und insbesondere die Abende sehr genossen!

Mittlerweile sind wir alle wieder in unsere Ecken Portugals zurückgekehrt und wieder voll und ganz in unser Tagesgeschäft vertieft. Wie immer läuft in dieser Hinsicht alles recht reibungslos.
Ich hoffe, bei euch ist es genauso!

Liebste Grüße aus dem langsam etwas frischeren Lissabon 🌦🇵🇹

 
Links:
TimeOut Market in Lissabon
Casa Piriquita in Sintra 

Sonntag, 06.10.2019 – Wiedervereint!

Dienstag, 08.10.2019

Wow, schon Oktober! Die Zeit vergeht irgendwie immer schneller.

 

Zuerst wieder das, was von der letzten Woche noch aussteht: die Demo. Der interessanteste Teil war eigentlich der Anfang. Um 15 Uhr trafen wir uns auf der Avenida da Liberdade (übersetzt die Straße der Freiheit). Eine recht lange und viel bewegte und befahrene Allee im Herzen Lissabons. Die Tatsache, dass die Straße allein für die Demo gesperrt wurde, macht ihre Bedeutung bereits deutlich. Dort hatten zahlreiche Vereine, Initiativen und von der Wohnungsnot Betroffene die Möglichkeit vor den Anwesenden zu sprechen. Das war wirklich sehr eindrücklich. Erstaunlich fand ich, dass auch viele Leute aus anderen portugiesischen Städten anwesend waren. Der Gegenstand der Demonstration ist also ein gesamtportugiesisches Problem. Besonders hängengeblieben ist bei mir der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft, aber auch die Wut, die die Menschen geteilt haben.

 

Danach ging’s erstmal wieder zurück in die Arbeitswoche. Langsam fühle ich mich in meiner Einsatzstelle richtig wohl.
Zu meinen Kollegen habe ich mittlerweile schon ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Inzwischen habe ich auch so meine Nischen gefunden und ein Blick dafür entwickelt, wo ich den Lehrer*innen und Erzieherinnen am effektivsten die Arbeit abnehmen kann, damit die Tage möglichst flüssig und entspannt verlaufen.

Am Dienstag war zum Beispiel die Situation, dass die von den zwei Köchinnen eine nicht da war. Da kam es der anderen ganz recht, dass ich ihr flexibel, etwas unter die Arme greifen konnte.
Auch für mich war das eine recht willkommene Abwechslung zu der zwar sehr schönen und angenehmen, ab und zu aber doch recht eintönigen Tagesroutine.

Dazu komme ich auch immer mehr mit Eltern in Kontakt, was immer wieder interessant ist, da sie alle so unterschiedlich sind. Von Charakteren und Lebensweisen bis hin zu unglaublich vielen verschiedenen Nationalitäten (brasilianisch, deutsch, italienisch, israelisch, schwedisch, chilenisch u.v.m.). In der jetzt kommenden Woche finden auch die ersten Elternabende statt, wo ich mich offiziell den Eltern vorstellen darf. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie das wird.

 

Besonders ereignisreich war diese Woche mein Wochenende. Ich war nämlich mit zwei Gleichgesinnten wieder vereint. Im Laufe der Woche hatten sich zwei Freiwillige aus der gleichen Entsendeorganisation angekündigt, die aufgrund einer „dienstbegleitenden pädagogischen Veranstaltung“ nach Lissabon kamen. Da wir im Juli auf unserem Vorbereitungsseminar bereits Freundschaft geschlossen hatten, freute ich mich sehr, die zwei über das Wochenende in meinem bescheidenen Heim willkommen heißen zu dürfen.

In unseren Freiwilligendiensten ist es so, dass wir neben der Arbeit eine gewisse Stundenzahl an „dienstbegleitenden pädagogischen Veranstaltungen“ füllen müssen. Das können beispielsweise Schulkonferenzen, Erste-Hilfe-Kurse oder pädagogische Fortbildungen sein. Ich habe natürlich die Möglichkeit genutzt und mich meinen Mitfreiwilligen angeschlossen. So haben wir am Samstagabend einen Vortrag mit dem Titel „100 Jahre Waldorfpädagogik“ von Andreas Schubert gehört. Dabei ging er auf die Anfänge der Waldorfpädagogik ein, als alternativen Bildungsweg für Arbeiterkinder kurz nach dem Ersten Weltkrieg, darauf, was die Waldorfpädagogik bis heute erreicht hat, vor welchen Herausforderungen sie heute steht und, wie es weitergehen kann bzw. soll. Dazu stellte er zum Beispiel Ansätze zur Weiterentwicklung / Modernisierung dieser Pädagogik vor, unter Einbeziehung der jungen Generation. Ziemlich interessant also. Und schon den ersten Teil der doch recht vielen Stunden abgehakt. Yess!

Nach dem Vortrag sind wir dann noch ein wenig durchs nächtliche Lissabon gezogen: Zuerst waren wir in einem sehr guten brasilianischen Restaurant Abendessen, dann sind wir im Bairro Alto (dem Lissabonner Kneipenviertel) feiern gegangen und haben schließlich den Abend zu einem Glas Wein in einem angesagten Fado-Restaurant (also mit live-Fado) ausklingen lassen.

Am Sonntag haben wir die sommerliche Herbstsonne genutzt und sind bei fast 30°C nach Belém gefahren, einem bekannten Stadtteil Lissabons, wo wir die angeblich originalen Pastéis de Nata, die Pastéis de Belém, probiert haben.

Das Wochenende hat sich auf alle Fälle gelohnt!

 

Ich bin jetzt jedenfalls gespannt, wie es für mich weitergeht. Denn mittlerweile habe ich in eine gewisse Wochenroutine gefunden. Somit passiert nicht mehr so viel aufregendes Neues auf einmal. Um zu verhindern, dass mein Blog zu oberflächlich und langweilig wird, habe ich deshalb beschlossen, nicht mehr konsequent wöchentlich zu posten, sondern immer dann, wenn irgendeine ausschlaggebende Veränderung auftritt. Es kann also vorkommen, dass Ihr auch mal längere Zeit nichts von mir zu Lesen bekommt. Ich hoffe, das stört euch nicht.

 

Liebe Grüße
Per

Feijoada im brasilianischen Restaurant :PYummy :P (Location auf Karte verlinkt)Die "Torre de Belem": Der übrige der Wehrtürme vor Lissabon im Fluss Tejo"Beste Kneipe" im Bairro Alto ;)Live-Fado

Sonntag, 29.09.2019 - Die Katastrophe kann kommen!

Sonntag, 29.09.2019

Und schon wieder eine Woche rum.
Die Zeit vergeht immer schneller hier in Lissabon. Naja, immerhin bin ich ja ständig gut beschäftigt.

Diese Woche gibt’s von Seiten der Schule nicht außerordentlich viel zu berichten. Die Arbeit geht mir mittlerweile immer reibungsloser von der Hand. Ein Tag hat in dieser Arbeitswoche aber herausgestochen: der Donnerstag. Da gab es einen Erdbeben-Probealarm. Es war sehr interessant zu beobachten, wie die Kindergärtnerinnen die Übung mit den Kindern durchgeführt haben. Immerhin ist wirklich viel Kreativität gefragt, um zwanzig Kinder zum ordentlichen Mitmachen zu bewegen, die entweder nicht einmal wissen, was ein Erdebeben ist, vor Angst in Schockstarre geraten oder einfach nur spielen wollen. Es hat aber alles gut funktioniert, obwohl wir Großen uns teils schwergetan haben, uns zu den Kindern unter die kleinen Tische zu zwängen.
Außerdem fand am Donnerstag die monatliche Konferenz des gesamten Schulkollegiums statt, bei der ich Zeuge effektiven Teamworks sein durfte. Diese Schule ist wirklich großartig!

Meine Freizeit habe ich unter der Woche und auch am Samstagmorgen wieder zum Trainieren verwendet. Aus Capoeirista-Perspektive ist Lissabon wirklich grandios!

Samstagabend habe ich dann noch ein bisschen Lissabonner Kultur erlebt. Dieses Wochenende fand hier nämlich das „Santa Casa Alfama Festival” statt. Das ist ein Festival, bei dem abends die gesamte Altstadt von Fado erfüllt ist. Ich habe mich mit neu gefundenen Freunden getroffen und wir sind durch das nächtliche Alfama gezogen, wo wir an jeder Ecke auf Fado-Konzerte getroffen sind. Es war wirklich schön!

Danach sind wir noch in eine Bar gegangen, in der wir mit einem Glas Caipirinha in der Hand den Abend zu den Mixes eines DJs haben ausklingen lassen.

Heute, am Sonntag, habe ich zum ersten Mal richtig ausgeschlafen. Jetzt sitze ich gerade in der Wäscherei gegenüber und warte, dass meine Klamotten sauber werden. Am Nachmittag besuche ich dann noch eine Demonstration gegen die hohen Mieten, die Wohnungsnot und die Verdrängung der ursprünglich ansässigen Einwohner aus der Lissabonner Altstadt aufgrund des erstarkenden Tourismus. Ein sehr ernstes Anliegen, denke ich.

Ich berichte dann nächsts Woche mal, wie‘s war.

Also bis dann!

Liebe Grüße aus dem nach einem kurzen Kälteeinbruch wieder sommerlichen Lissabon!

Euer Per

Santa Casa Alfama 2019 - Eingang zur HauptbühneAuftritt von Vitor Miranda bei "Santa Casa Alfama 2019"

Sonntag, 22.09.2019 - Das Abeteuer geht weiter!

Sonntag, 22.09.2019

Hi, da bin ich wieder!

Ich schließe am besten gleich an, wo ich aufgehört habe. Am Montag musste ich früher raus, da ich noch vor der Arbeit die Bestellung von meiner Lisboa viva Karte aufgeben musste. Das ist eine Art Ausweis für den ÖPNV auf den ich meinen Monatstarif laden kann.
Am Tag darauf konnte ich die Karte dann auch schon abholen. Somit war diese Aufgabe endlich erledigt.  

Und auch sonst war meine Woche ziemlich erfolgreich:

Seit Dienstag sind endlich die größten Hürden in meiner historischen Wohnung überwunden.
Am Mittwoch hatte ich mein lang ersehntes erstes Capoeiratraining in Lissabon.
Ich habe meinen ersten Lebensmittel-„Großeinkauf” erledigt.
Und war am Freitag mit einem Freund im Kino, wo wir „Es 2” gesehen haben.


In meiner Einsatzstelle habe ich diese Woche schließlich meine festen täglichen Aufgaben in Angriff genommen. Was mir am Montag teilweise noch etwas holprig von der Hand ging, klappte bis Freitag schließlich immer flüssiger.
Auf der Arbeit kommt langsam die Routine rein. Am schwersten fällt es mir bis jetzt noch am Esstisch die personalisierten Tassen, Servietten und zum Mittagsschlaf alle Bettchen allen 40 Kindern richtig zuzuordnen. Aber das kommt mit der Zeit. Da mache ich mir nicht so viel Sorgen.

In meiner Freizeit gehe ich nun meiner größten Leidenschaft nach. Dieses Wochenende war ich auf zwei Capoeiraveranstaltungen, wo ich mich mit allen Trainern hier in der Umgebung kurzgeschlossen habe. Meine Capoeiraschule „ABADÁ” hat hier in Lissabon und Umgebung zwei Gruppen.
So kann ich Stück für Stück meine Nachmittage durch Trainings füllen.

Eine der beiden Gruppen hat außerdem ein soziales Programm in Odivelas, einer der Gemeinden um Lissabon, in dem Kinder aus ärmlichen Verhältnissen betreut und gefördert werden.
Bei den Gesprächen an diesem Wochenende kam der Gedanke auf, dass ich vielleicht auch hier in meiner Freizeit etwas zu beitragen könnte. Ich denke, das würde mir Spaß machen.
Aber das ist alles noch nicht in trockenen Tüchern und ich bin sehr gespannt, was sich da über die kommenden Wochen und Monate hinweg entwickeln wird.

Also, „stay tuned”!

Viele Grüße
Per

Blick auf den Tejo aus meinem Küchenfenster

Sonntag, 15.09.2019 - Da bin ich endlich!

Mittwoch, 18.09.2019

Liebe Familie,
liebe Freunde,

viele von euch haben bestimmt schon gespannt auf mein erstes Update gewartet. Jetzt, da ich endlich WLAN habe, kann ich endlich was posten.

Zuerst einmal, um Fragen aus dem Weg zu räumen: Mir geht es gut!
Ich bin am vergangen Donnerstag um 4 Uhr morgens von zu Hause losgefahren, um 7 Uhr abgeflogen und nach drei Stunden Flug um 9 Uhr (portugiesischer Zeit) in Lissabon gelandet.
Nach einigen Fehlversuchen ist es mir dann auch gelungen mir ein Uber vom Flughafen zur Einsatzstelle zu bestellen.

Kaum in meiner Einsatzstelle angekommen, ging es auch schon los. Schnell die Koffer ins Büro und ab an die Arbeit. Meine Einsatzstelle ist eine Waldorfschule. Ich bin hier dem Kindergarten zugeteilt. Er besteht aus zwei Gruppen á 15 bis 20 Kinder.
Meine ersten zwei Arbeitstage dienten nur der Eingewöhnung, weshalb sie sehr entspannt waren. Meinen festen Arbeitsplan mit den täglichen Aufgaben bekommen ich morgen.
Bis jetzt kann ich zur Arbeit sagen, dass meine Kollegen*innen und Vorgesetzten alle sehr nett sind und das Arbeitsklima sehr angenehm. Ich fühle mich wohl.

Am Ende meines ersten Arbeitstages brachte mich eine der Lehrerinnen in meine Unterkunft im Haus ihrer Oma. Hier habe ich meine eigene Drei-Zimmer-Wohnung mitten in der Altstadt von Lissabon, was mich sehr glücklich macht und auch hilft, über kleinere und größere Startschwierigkeiten in der etwas historischen Wohnung hinwegzublicken. Und es wird bereits besser! Meine 92jährige Vermieterin (die Oma) ist übrigens sehr nett und ich plaudere Abends immer sehr gerne mit ihr.

Mein erstes Wochenende verlief sehr entspannt. Gestern habe ich meinen Vorgänger aus der Einsatzstelle getroffen, der sich entschlossen hat, nun dauerhaft in Lissabon zu bleiben. Er hat mich ein bisschen durch die Stadt geführt und wir haben uns viel und gut unterhalten. Auf unserem Trip habe ich auch endlich meine ersten Pastéis de Nata (eine portugiesische Spezialität) gegessen, seit ich in Lissabon angekommen bin. Hmmm!
Am Abend habe ich mich entschlossen, noch ein wenig alleine durch die Stadt zu streunern und bin auf dem Rückweg zufällig auf eine Bühne gestoßen, die auf dem Platz vor dem Fado Museum aufgebaut wurde. Schließlich konnte ich in Erfahrung bringen, dass dort die "Fado League" stattfinden würde. Hierbei handelt es sich um einen Boxwettkampf, bei dem zwischen den Kämpfen Fado-Sänger auftreten. Weil ich Fado sehr gerne höre (Fado ist eine für Lissabon sehr typische traditionelle Musikrichtung) und noch nie eine Boxkampf live miterlebt hatte, bin ich geblieben. Und das warten hat sich gelohnt!

Heute, Sonntag, habe ich noch nicht so viel gemacht. Den Vormittag habe ich in der Wohnung verbracht... naja.... den Nachmittag auch. Ich musste nämlich, auf ein paar Leute warten, die noch Einrichtungsgegenstände für die Wohnung gebracht haben. Aber das ist jetzt auch erstmal erledigt. Zum Glück.
Denn ich bin heute Abend noch mit den örtlichen Capoeiratrainern zum Abendessen verabredet. Der Sport, darf ja auch nicht zu kurz kommen!

Heute geht’s für mich aber wahrscheinlich nicht mehr soo lange. Morgen muss ich nämlich etwas früher raus als sonst.

Warum erfahrt ihr zum nächsten Sonntagsupdate.

Ich hoffe es geht euch allen soweit auch gut!

Sonnige Grüße aus Lissabon 
sendet euch
Per


Fado League Plakat

Bald geht es los

Sonntag, 07.07.2019

Dies ist der erste Eintrag in meinem neuen Blog. In Zukunft werde ich hier über meine Erlebnisse im Ausland berichten.