Berichte von 10/2019

Sonntag, 06.10.2019 – Wiedervereint!

Dienstag, 08.10.2019

Wow, schon Oktober! Die Zeit vergeht irgendwie immer schneller.

 

Zuerst wieder das, was von der letzten Woche noch aussteht: die Demo. Der interessanteste Teil war eigentlich der Anfang. Um 15 Uhr trafen wir uns auf der Avenida da Liberdade (übersetzt die Straße der Freiheit). Eine recht lange und viel bewegte und befahrene Allee im Herzen Lissabons. Die Tatsache, dass die Straße allein für die Demo gesperrt wurde, macht ihre Bedeutung bereits deutlich. Dort hatten zahlreiche Vereine, Initiativen und von der Wohnungsnot Betroffene die Möglichkeit vor den Anwesenden zu sprechen. Das war wirklich sehr eindrücklich. Erstaunlich fand ich, dass auch viele Leute aus anderen portugiesischen Städten anwesend waren. Der Gegenstand der Demonstration ist also ein gesamtportugiesisches Problem. Besonders hängengeblieben ist bei mir der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft, aber auch die Wut, die die Menschen geteilt haben.

 

Danach ging’s erstmal wieder zurück in die Arbeitswoche. Langsam fühle ich mich in meiner Einsatzstelle richtig wohl.
Zu meinen Kollegen habe ich mittlerweile schon ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Inzwischen habe ich auch so meine Nischen gefunden und ein Blick dafür entwickelt, wo ich den Lehrer*innen und Erzieherinnen am effektivsten die Arbeit abnehmen kann, damit die Tage möglichst flüssig und entspannt verlaufen.

Am Dienstag war zum Beispiel die Situation, dass die von den zwei Köchinnen eine nicht da war. Da kam es der anderen ganz recht, dass ich ihr flexibel, etwas unter die Arme greifen konnte.
Auch für mich war das eine recht willkommene Abwechslung zu der zwar sehr schönen und angenehmen, ab und zu aber doch recht eintönigen Tagesroutine.

Dazu komme ich auch immer mehr mit Eltern in Kontakt, was immer wieder interessant ist, da sie alle so unterschiedlich sind. Von Charakteren und Lebensweisen bis hin zu unglaublich vielen verschiedenen Nationalitäten (brasilianisch, deutsch, italienisch, israelisch, schwedisch, chilenisch u.v.m.). In der jetzt kommenden Woche finden auch die ersten Elternabende statt, wo ich mich offiziell den Eltern vorstellen darf. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie das wird.

 

Besonders ereignisreich war diese Woche mein Wochenende. Ich war nämlich mit zwei Gleichgesinnten wieder vereint. Im Laufe der Woche hatten sich zwei Freiwillige aus der gleichen Entsendeorganisation angekündigt, die aufgrund einer „dienstbegleitenden pädagogischen Veranstaltung“ nach Lissabon kamen. Da wir im Juli auf unserem Vorbereitungsseminar bereits Freundschaft geschlossen hatten, freute ich mich sehr, die zwei über das Wochenende in meinem bescheidenen Heim willkommen heißen zu dürfen.

In unseren Freiwilligendiensten ist es so, dass wir neben der Arbeit eine gewisse Stundenzahl an „dienstbegleitenden pädagogischen Veranstaltungen“ füllen müssen. Das können beispielsweise Schulkonferenzen, Erste-Hilfe-Kurse oder pädagogische Fortbildungen sein. Ich habe natürlich die Möglichkeit genutzt und mich meinen Mitfreiwilligen angeschlossen. So haben wir am Samstagabend einen Vortrag mit dem Titel „100 Jahre Waldorfpädagogik“ von Andreas Schubert gehört. Dabei ging er auf die Anfänge der Waldorfpädagogik ein, als alternativen Bildungsweg für Arbeiterkinder kurz nach dem Ersten Weltkrieg, darauf, was die Waldorfpädagogik bis heute erreicht hat, vor welchen Herausforderungen sie heute steht und, wie es weitergehen kann bzw. soll. Dazu stellte er zum Beispiel Ansätze zur Weiterentwicklung / Modernisierung dieser Pädagogik vor, unter Einbeziehung der jungen Generation. Ziemlich interessant also. Und schon den ersten Teil der doch recht vielen Stunden abgehakt. Yess!

Nach dem Vortrag sind wir dann noch ein wenig durchs nächtliche Lissabon gezogen: Zuerst waren wir in einem sehr guten brasilianischen Restaurant Abendessen, dann sind wir im Bairro Alto (dem Lissabonner Kneipenviertel) feiern gegangen und haben schließlich den Abend zu einem Glas Wein in einem angesagten Fado-Restaurant (also mit live-Fado) ausklingen lassen.

Am Sonntag haben wir die sommerliche Herbstsonne genutzt und sind bei fast 30°C nach Belém gefahren, einem bekannten Stadtteil Lissabons, wo wir die angeblich originalen Pastéis de Nata, die Pastéis de Belém, probiert haben.

Das Wochenende hat sich auf alle Fälle gelohnt!

 

Ich bin jetzt jedenfalls gespannt, wie es für mich weitergeht. Denn mittlerweile habe ich in eine gewisse Wochenroutine gefunden. Somit passiert nicht mehr so viel aufregendes Neues auf einmal. Um zu verhindern, dass mein Blog zu oberflächlich und langweilig wird, habe ich deshalb beschlossen, nicht mehr konsequent wöchentlich zu posten, sondern immer dann, wenn irgendeine ausschlaggebende Veränderung auftritt. Es kann also vorkommen, dass Ihr auch mal längere Zeit nichts von mir zu Lesen bekommt. Ich hoffe, das stört euch nicht.

 

Liebe Grüße
Per

Feijoada im brasilianischen Restaurant :PYummy :P (Location auf Karte verlinkt)Die "Torre de Belem": Der übrige der Wehrtürme vor Lissabon im Fluss Tejo"Beste Kneipe" im Bairro Alto ;)Live-Fado